Dieser Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert.
Wir haben uns in der ersten Runde das jetzt so gedacht, dass wir von außen nach innen
eine Einführungsrunde machen, die dann mit dem Herrn Staatssekretär abschließen soll,
da die Veranstaltung Abschied vom Ziel der Hochschulreife, wohin führt die gymnasiale
Ausbildung oder wohin führt das Gymnasium eine von der Universität Erlangen-Nürnberg veranstaltete
Reihe ist, soll zunächst die Universität das Wort haben. Herr Huber, wenn ich Sie um Ihr
Eingangsstatement bitten dürfte. Herzlichen Dank. Ja, ich bin Ingenieur, Naturwissenschaftler,
Mathematiker und das hat natürlich mein Statement geprägt. Zunächst möchte ich ein bisschen was
dazu sagen, was ich als die Ziele der gymnasialen Schulbildung sehe. Im Wesentlichen eine breite
Allgemeinbildung und Begründung eines Wertorientierungssystems für eine
verantwortungsbewusste Lebensführung. Dann die Befähigung zum analytischen Denken mit
kritischer Auseinandersetzung zu allen politischen und gesellschaftlichen Gegebenheiten. Das
Wichtigste ist wohl das Lernen, der systematische Wissenserwerb und das Lernen der Leistungsfähigkeit
und Leistungsbereitschaft. Die Befähigung zu Transferleistungen, also dass die Methoden,
die gelernt oder erlernt wurden, auf unbekannten Gebieten anzuwenden. Natürlich sind die Kenntnisse
wichtig, um dann fundiert entscheiden zu können, welchen Berufsweg will ich gehen, welche Studienfach
will ich üben. Und natürlich soll es befähigen zu jedem möglichen wissenschaftlichen Studium an
einer Universität. Und als ein Ziel möchte ich noch herausheben, es ist eigentlich das Hauptziel,
die Heranbildung der geistigen Elite der nächsten Generation. Natürlich muss ich jetzt was zur
Mathematik und Naturwissenschaften sagen. Für mich, und ich denke, dass wir schon im Konsens sind,
Mathematik und Naturwissenschaften, auch Technik, ganz schwergewichtige Grundpfeiler des
Allgemeingewissens. Und Mathematik ist ganz hervorragend geeignet als Fach zum Erlernen
strukturierender gedanklicher Entwicklungen zur Abstraktion und des analytischen Denkens. Und ich
denke, die Mathematik und die Naturwissenschaften haben vielleicht mehr zu den Grundfragen,
der Menschheit als Antworten gegeben als viele der Geisteswissenschaften, wenn man denkt,
woher wir kommen, Urgenhaltheorie vom Wesen, was sagt uns die Quantenmechanik, nichts ist
deterministisch, wohin, wie man dynamische Prozesse beschreiben kann. Und natürlich
die technischen Fähigkeiten ermöglichen uns, die Welt viel realer zu erkennen als nur mit Augen
und Ohren, nämlich mit Teleskopen, Mikroskopen, Sensoren und so weiter. Ein paar Worte zum Zustand
der MINT-Ausbildung in den Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik an
den bayerischen Gymnasien. Grundsätzlich finde ich die Verkürzung der Gymnasialzeit auf acht
Jahre war richtig notwendig und sollte nicht wieder infrage gestellt werden. Die Umsetzung
war wenig professionell bezüglich der MINT-Fächer eher katastrophal. Das eigentliche Problemfach ist
Physik. Physik wurde entmathematisiert und ist damit eigentlich zu einem unverständlichen und
äußerst unbeliebten Fach geworden. Und was noch viel schlimmer ist, die Synchronisation zwischen
den Fächern Mathematik, Physik und Chemie ist völlig aufgegeben worden. Und das krasseste
Beispiel ist hier die Behandlung der Newtonischen Mechanik in der 10. Klasse. Und dann bringt man
die Differentialrechnung in der 11. Klasse und Newton hat die Differentialrechnung für seine
Mechanik erfunden. Also man kann das zusammen auch zur Chemie, fehlt die Synchronisation,
Atommodelle werden völlig unabhängig in Chemie und Physik behandelt. Und man kann es zusammenfassen,
in Mathe weiß keiner wozu, in Physik und Chemie bleibt es dann unverständlich.
Wir haben in Bayern jetzt die Situation, dass die Oberstufe auf ein naturwissenschaftliches Fach
begrenzt ist und damit wird um die Physik jetzt ein großer Bogen gemacht. Und das heißt, dass
wer in der Oberstufe Physik nicht wählt, hat eigentlich Physik nie kennengelernt, was ich als
einen ganz gravierenden Mangel in der Allgemeinbildung empfinde. Und die Mathematikausbildung ist in
zwischen so ausgedünnt und so ausgehöhlt, dass die Zusammenhänge verloren gegangen sind und dass die
Grundlagen für einen vernünftigen Physikunterricht dahin sind und vor allen Dingen die Grundlagen für
ein Studium im Bereich der Naturwissenschaften, Mathematik oder Ingenieurwissenschaften. Viele
trauen sich auch dieses Studium nicht mehr zu, wohl zu berechtigt auch oder brechen auch sehr schnell
wieder ab. Das ist für uns ein Riesenproblem, die hohe Zahl der Studienabbrecher. Ja und als vierten
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
01:28:11 Min
Aufnahmedatum
2013-07-04
Hochgeladen am
2013-07-24 11:53:18
Sprache
de-DE
An der Podiumsdiskussion nehmen teil:
Susanne Helmbrecht,Stellvertretende Vorsitzende der Landes-Eltern-Vereinigung der Gymnasien Bayern, Mitglied (für Bayern) im Bundeselternrat, Dipl.-Psych.
Prof. Dr.-Ing. Johannes Huber,Lehrstuhl für Informationsübertragung
Dr. Cornelia Kirchner-Feyerabend,Bezirksvorsitzende Mittelfranken des Bayerischen Philologenverbands, Oberstudienrätin und Seminarlehrerin am Melanchthon-Gymnasium in Nürnberg
Dr. Rudolf Kötter, Geschäftsführer des Zentralinstituts für Angewandte Ethik und Wissenschaftskommunikation, Leitender akademischer Direktor, Philosoph
Bernd Sibler,MdL, Staatssekretär im Staatsministerium für Unterricht und Kultus, Lehrer für Deutsch und Geschichte
Diskussionsleitung:
Dr. Matthias Pfeufer, Studienmanager für die Koordination und Weiterentwicklung der Lehramtsstudiengänge am Zentrum für Lehrerinnen- und Lehrerbildung