10 - Podiumsdiskussion: Abschied vom Ziel der Hochschulreife? [ID:3164]
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Dieser Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert.

Wir haben uns in der ersten Runde das jetzt so gedacht, dass wir von außen nach innen

eine Einführungsrunde machen, die dann mit dem Herrn Staatssekretär abschließen soll,

da die Veranstaltung Abschied vom Ziel der Hochschulreife, wohin führt die gymnasiale

Ausbildung oder wohin führt das Gymnasium eine von der Universität Erlangen-Nürnberg veranstaltete

Reihe ist, soll zunächst die Universität das Wort haben. Herr Huber, wenn ich Sie um Ihr

Eingangsstatement bitten dürfte. Herzlichen Dank. Ja, ich bin Ingenieur, Naturwissenschaftler,

Mathematiker und das hat natürlich mein Statement geprägt. Zunächst möchte ich ein bisschen was

dazu sagen, was ich als die Ziele der gymnasialen Schulbildung sehe. Im Wesentlichen eine breite

Allgemeinbildung und Begründung eines Wertorientierungssystems für eine

verantwortungsbewusste Lebensführung. Dann die Befähigung zum analytischen Denken mit

kritischer Auseinandersetzung zu allen politischen und gesellschaftlichen Gegebenheiten. Das

Wichtigste ist wohl das Lernen, der systematische Wissenserwerb und das Lernen der Leistungsfähigkeit

und Leistungsbereitschaft. Die Befähigung zu Transferleistungen, also dass die Methoden,

die gelernt oder erlernt wurden, auf unbekannten Gebieten anzuwenden. Natürlich sind die Kenntnisse

wichtig, um dann fundiert entscheiden zu können, welchen Berufsweg will ich gehen, welche Studienfach

will ich üben. Und natürlich soll es befähigen zu jedem möglichen wissenschaftlichen Studium an

einer Universität. Und als ein Ziel möchte ich noch herausheben, es ist eigentlich das Hauptziel,

die Heranbildung der geistigen Elite der nächsten Generation. Natürlich muss ich jetzt was zur

Mathematik und Naturwissenschaften sagen. Für mich, und ich denke, dass wir schon im Konsens sind,

Mathematik und Naturwissenschaften, auch Technik, ganz schwergewichtige Grundpfeiler des

Allgemeingewissens. Und Mathematik ist ganz hervorragend geeignet als Fach zum Erlernen

strukturierender gedanklicher Entwicklungen zur Abstraktion und des analytischen Denkens. Und ich

denke, die Mathematik und die Naturwissenschaften haben vielleicht mehr zu den Grundfragen,

der Menschheit als Antworten gegeben als viele der Geisteswissenschaften, wenn man denkt,

woher wir kommen, Urgenhaltheorie vom Wesen, was sagt uns die Quantenmechanik, nichts ist

deterministisch, wohin, wie man dynamische Prozesse beschreiben kann. Und natürlich

die technischen Fähigkeiten ermöglichen uns, die Welt viel realer zu erkennen als nur mit Augen

und Ohren, nämlich mit Teleskopen, Mikroskopen, Sensoren und so weiter. Ein paar Worte zum Zustand

der MINT-Ausbildung in den Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik an

den bayerischen Gymnasien. Grundsätzlich finde ich die Verkürzung der Gymnasialzeit auf acht

Jahre war richtig notwendig und sollte nicht wieder infrage gestellt werden. Die Umsetzung

war wenig professionell bezüglich der MINT-Fächer eher katastrophal. Das eigentliche Problemfach ist

Physik. Physik wurde entmathematisiert und ist damit eigentlich zu einem unverständlichen und

äußerst unbeliebten Fach geworden. Und was noch viel schlimmer ist, die Synchronisation zwischen

den Fächern Mathematik, Physik und Chemie ist völlig aufgegeben worden. Und das krasseste

Beispiel ist hier die Behandlung der Newtonischen Mechanik in der 10. Klasse. Und dann bringt man

die Differentialrechnung in der 11. Klasse und Newton hat die Differentialrechnung für seine

Mechanik erfunden. Also man kann das zusammen auch zur Chemie, fehlt die Synchronisation,

Atommodelle werden völlig unabhängig in Chemie und Physik behandelt. Und man kann es zusammenfassen,

in Mathe weiß keiner wozu, in Physik und Chemie bleibt es dann unverständlich.

Wir haben in Bayern jetzt die Situation, dass die Oberstufe auf ein naturwissenschaftliches Fach

begrenzt ist und damit wird um die Physik jetzt ein großer Bogen gemacht. Und das heißt, dass

wer in der Oberstufe Physik nicht wählt, hat eigentlich Physik nie kennengelernt, was ich als

einen ganz gravierenden Mangel in der Allgemeinbildung empfinde. Und die Mathematikausbildung ist in

zwischen so ausgedünnt und so ausgehöhlt, dass die Zusammenhänge verloren gegangen sind und dass die

Grundlagen für einen vernünftigen Physikunterricht dahin sind und vor allen Dingen die Grundlagen für

ein Studium im Bereich der Naturwissenschaften, Mathematik oder Ingenieurwissenschaften. Viele

trauen sich auch dieses Studium nicht mehr zu, wohl zu berechtigt auch oder brechen auch sehr schnell

wieder ab. Das ist für uns ein Riesenproblem, die hohe Zahl der Studienabbrecher. Ja und als vierten

Teil einer Videoserie :

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

01:28:11 Min

Aufnahmedatum

2013-07-04

Hochgeladen am

2013-07-24 11:53:18

Sprache

de-DE

An der Podiumsdiskussion nehmen teil:

Susanne Helmbrecht,Stellvertretende Vorsitzende der Landes-Eltern-Vereinigung der Gymnasien Bayern, Mitglied (für Bayern) im Bundeselternrat, Dipl.-Psych.

Prof. Dr.-Ing. Johannes Huber,Lehrstuhl für Informationsübertragung

Dr. Cornelia Kirchner-Feyerabend,Bezirksvorsitzende Mittelfranken des Bayerischen Philologenverbands, Oberstudienrätin und Seminarlehrerin am Melanchthon-Gymnasium in Nürnberg

Dr. Rudolf Kötter, Geschäftsführer des Zentralinstituts für Angewandte Ethik und Wissenschaftskommunikation, Leitender akademischer Direktor, Philosoph

Bernd Sibler,MdL, Staatssekretär im Staatsministerium für Unterricht und Kultus, Lehrer für Deutsch und Geschichte

Diskussionsleitung:

Dr. Matthias Pfeufer, Studienmanager für die Koordination und Weiterentwicklung der Lehramtsstudiengänge am Zentrum für Lehrerinnen- und Lehrerbildung

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